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2022/23

Es ist mittlerweile eine über 25-jährige Tradition, dass die Stadt Rinteln Sportlerinnen und Sportler für herausragende Leistungen sowie für besonderes ehrenamtliches Engagement ehrt. Die Sportlerinnen und Sportler werden dabei durch eine neutrale Jury unter Leitung der AG Rintelner Sportvereine ausgewählt.

Für die vergangenen Jahre 2022 und 2023 werden die folgenden Sportlerinnen und Sportler geehrt:

 

Romy-Renée Schein ist Rintelns Sportlerin der Jahre 2022/23

Romy-Renée Schein ist im Kunstturnen ein richtiges Ass. Die 17-Jährige turnt für die VT Rinteln und zählt im Schaumburger Land zu den besten Turnerinnen. „Ich glaube, Romy ist sogar die Beste“, meint Trainerin Claudia Hese. Schein ist mehrfache Kreismeisterin und war viermal beim Adventspokal erfolgreich. „So sechs- bis achtmal bin ich schon Kreismeisterin geworden“, verrät Schein.

Seit elf Jahren nimmt das Kunstturnen bei der Schülerin sehr viel Zeit in Anspruch. Drei Trainingseinheiten stehen in der Woche auf dem Programm. „Da kommen um die acht Stunden zusammen“, rechnet Schein vor. Doch eigentlich hatte sie mit dem Ballett angefangen. „Da war ich meiner Lehrerin aber zu aktiv und zu zappelig. Deshalb bin ich zum Kinderturnen und weil ich recht gut war, ging es für mich schnell in die Leistungsgruppe“, verrät Schein.

Und beim Kunstturnen fühlt sich die 17-Jährige pudelwohl. „Da kann ich dann auch mal meine Aggressionen rauslassen“, berichtet Schein. Sie hat kein schwaches Gerät, doch ihre Lieblingsgeräte sind Boden und Barren. Der Balken gehört eher in die Kategorie „Zittergerät“. „Beim Balken passieren die meisten Fehler. Geht man ein zu großes Risiko ein und man patzt, dann gibt es gleich bis zu einem Punkt Abzug und man verliert dadurch zehn bis zwanzig Plätze“, weiß die Rintelnerin.

Seit elf Jahren wird Schein von ihrer Trainerin Claudia Hese begleitet. „Romy ist mit ihren starken Leistungen ein Aushängeschild im Kunstturnen für die VT Rinteln. Sie ist sehr trainingsfleißig, einfach ein liebes Mädchen und einfach zu trainieren“, findet Hese nur lobende Worte. Die Kippe am Barren könne sie aus dem Effeff. Allerdings sei sie bei den Wettkämpfen stets sehr aufgeregt. „Trotzdem bringt Romy immer eine Top-Leistung“, weiß Hese.

In diesem Jahr soll für Romy-Renée Schein bei den Landesmeisterschaften eine Top-Zehn-Platzierung herausspringen. Zum Sechskampf gehören die Disziplinen Barren, Sprung und Boden sowie die drei leichtathletischen Disziplinen Weitsprung, Sprint und Kugelstoßen. „Das Kugelstoßen ist der Horror, das trainiere ich auch so gut wie gar nicht“, verrät Schein.

Aktuell besucht Romy-Renée Schein die 11. Klasse und singt aus Freude im Chor. Später will sie mal entweder Sozialpädagogik oder Sport studieren. Sie folgt den deutschen Spitzen-Turnerinnen auf Instagram und ihr großes Vorbild ist ihre beste Freundin Paula.

Marco Lorig ist Rintelns Sportler der Jahre 2022/23

Vom Kunstturner zum erfolgreichen Motorsportler. Das ist die interessante Geschichte von Marco Lorig. Der 30-jährige Rintelner von der Sportfahrer-Gemeinschaft (SFG) Rinteln im ADAC ist im Jahr 2023 im DMSB-Automobil-Berg-Cup für Sportwagen deutscher Vizemeister geworden. Nur 18 von über 30 Fahrer kamen in die Wertung. Nach acht Rennen lag der Tscheche Patrick Zajelsnik mit 137 Punkten an der Spitze. Lorig kommt auf 67 Zähler. „Das ist wie David gegen Goliath. Patrick ist ein Profi und verfügt über ganz andere Möglichkeiten“, verrät der Rintelner.

Für Lorig war die Serie im Berg-Cup die erste komplette Saison. „Einige Strecken kannte ich noch gar nicht. Deshalb ist die Vizemeisterschaft so wertvoll wie der Sieg und kam völlig überraschend“, berichtet der 30-Jährige. Der Rintelner muss in jedem Rennen die richtige Balance zwischen Risiko und Sicherheit treffen. „Fahre ich mein Auto zu Schrott, ist die Saison vorbei“, berichtet Lorig. Der SFG-Fahrer verfügt aber über außerordentlich gute fahrerische Fähigkeiten.

In der Klasse bis zwei Liter Hubraum sammelte Lorig mit seinem Dallara F 305 die meisten Punkte. „Wir sind bei jedem Rennen um den Sieg mitgefahren“, weiß der SFG-Fahrer. Lorig hat in seiner ersten Rennsaison schon echte Duftmarken gesetzt und viel Lob von der Konkurrenz eingeheimst. Die Bilanz ist mit zwei ersten Plätzen, vier zweiten Plätzen und einem dritten Platz sehr eindrucksvoll. Nur beim Heimrennen in Osnabrück stand Lorig nicht auf dem Podest.

Mit dieser kompletten Rennsaison ist für Lorig ein echter Traum in Erfüllung gegangen. Der 30-Jährige wandelt in den Fußstapfen seiner Eltern Susanne und Ingo. Das Motorsport-Gen war ihm in die Wiege gelegt. Mutter Susanne und Vater Ingo lernten sich beim Rennsport kennen. „Mein Papa war ein erfolgreicher Bergrennfahrer“, erklärt Sohn Marco.

Der Rintelner ist mit dem Kartsport groß geworden, doch seine ersten sportlichen Erfolge feierte er beim Kunstturnen. Unter Trainer Bernd Jäger turnte Marco Lorig beim Deutschland-Pokal und gehörte dem Landeskader an. Sein Paradegerät waren die Ringe. Vom 7. bis zum 23. Lebensjahr sammelte Lorig viele Medaillen im Kunstturnen ein.

Doch dass Benzin in seinem Blut fließt, hatte Lorig schon früh erkannt. Bei einer Ferienspaßaktion der SFG Rinteln entdeckte er die große Leidenschaft für das Kartfahren. „So waren die Wochenenden mit Kunstturnen und Kartfahren vollgepackt“, berichtet der 30-Jährige.
In den vergangenen Jahren sparte Lorig jeden Cent, damit sein Traum vom Bergrennfahrer in einem Formel-Fahrzeug Wirklichkeit werden konnte. Vor drei Jahren bekam er ein interessantes Angebot. „Ich konnte ein Formel 3-Chassis von Paul di Resta erwerben“, verrät Lorig. Der passende Honda-Motor kam aus Irland. So bastelten, tüftelten und bauten Lorig sowie seine beiden besten Freunde und ebenfalls SFG-Fahrer Martin Neubauer und Hendrik Feige über ein dreiviertel Jahr das Auto zusammen. Das Trio fuhr zu jedem Bergrennen. Lorig ist der Pilot, Neubauer und Feige kümmern sich um die Feinabstimmung des Formel-Fahrzeugs. „Ohne Martin und Hendrik bin ich nicht schnell“, weiß Lorig. Eine großartige Unterstützung und an jedem Rennwochenende dabei sind zudem Freundin Joel und Sohnemann Mika.

Nun freut sich Lorig auf die neue Rennsaison. In den nächsten Wochen wird der Dallara F 305 komplett auseinandergebaut. Dann werden die Flüssigkeiten ausgetauscht, die Gelenke kontrolliert und die Karbonkupplungen nachgestellt. Wenn das Auto wieder zusammengeschraubt ist, steht der erste Test am 13. April in Meppen auf dem Programm. „Ich bin sehr gespannt, was in der neuen Saison so geht“, brennt Lorig auf das erste Rennen am ersten Mai-Wochenende im luxemburgischen Eschdorf.  

Rintelns Mannschaft der Jahre 2022/23 sind die Steeldarter des SV Goldbeck „Bulldogs“

One hundred and eigthy – 180. Das Steeldart füllt nicht nur die Hallen auf der britischen Insel, sondern mittlerweile strömen auch die Zuschauer-Massen in Deutschland zum Spiel mit den Pfeilen. Dart ist ein richtiges Spektakel geworden. Die Fans sind verkleidet, singen und sorgen für eine Gänsehautatmosphäre in den ausverkauften Hallen.

„Wir haben selbst vorm Fernseher gesessen, mitgefiebert und gedacht: Das ist nur super“, meint Karsten Busche. Seit 2018 gibt es beim SV Goldbeck die Steeldart-Abteilung. Mit circa 10 Spielern fing es an, nun werfen über 30 Spieler die Pfeile mit großer Begeisterung aufs Board. Danny Taron und Marc Sandermann haben die Dartsparte gegründet und mit Leben gefüllt. Und das mit Erfolg: Die erste Mannschaft des SV Goldbeck stieg dreimal in Folge auf, schaffte den Durchmarsch von der Kreisliga in die Bezirksoberliga. Das ist die höchste Spielklasse im Dartbezirk Hannover. Und dort sorgt der Aufsteiger für Furore. Nach 13 Spielen sind die „Bulldogs“ noch ungeschlagen und rangieren auf Rang 3. Die Goldbecker sind die Remiskönige der Liga. Schon sieben Mal ging ein Punktspiel Unentschieden aus. „Wir haben aber mehr Punkte verloren als gewonnen“, glaubt Heiko Harland und spricht einige Punkteteilungen nach Führungen an.

Bei den Dartern des SV Goldbeck herrscht eine gute Kameradschaft. „Der Zusammenhalt und die Stimmung im Verein sind einzigartig. Wir sind eine große Dartfamilie“, erklärt Bodo Budde. „Wenn man einmal vom Dartvirus infiziert ist, gibt es kein Zurück mehr“, weiß Christof Schukow, der Kapitän der Truppe. Beim Dart braucht man Präzision und gute Nerven. „Das Duell Mann gegen Mann hat seinen Reiz“, verrät Calvin Taron. Die Doppel gehören dazu, sind aber durch die längeren Wartezeiten zwischen den Würfen bei den Dartsportlern nicht so beliebt.

Zweimal die Woche wird im Sportheim des SV Goldbeck trainiert. „Dann sind stets über 20 Mann beim Training“, ist Spartenleiter Danny Taron vom großen Zuspruch begeistert. Durch das stetige Training haben sich die Spieler stark verbessert. „Früher war ein Score von 180 eine Seltenheit, heute kommt das am Trainingsabend schon mehrere Male vor“, weiß Thomas Atherton. „Und wenn dir in den Spielen ein Highfinish von über 100 Punkten gelingt, ist das stets eine super Sache und macht dir Gänsehaut“, ergänzt Pascal Wallenstein.

Die Zielsetzung des A-Teams – so wird die erste Mannschaft eines Vereins genannt – ist klar: „Wir wollen möglichst lange unbesiegt bleiben“, berichtet Heiko Harland. Im Pokalwettbewerb sind die Goldbecker mit zwei Mannschaften ebenfalls noch vertreten und stehen im Achtelfinale. „Da haben wir die Teams wild gemischt. Noch jeweils zwei Siege und wir würden mit beiden Mannschaften am Final-Four teilnehmen. Das zu erreichen, wäre ein Traum“, so Danny Taron.

Das A-Team des SV Goldbeck „Bulldogs“ ist völlig verdient zu Rintelns Mannschaft der Jahre 2022/23 gekürt worden. Das A-Team sind in diesem Fall nicht Sergeant Bosco B.A. Baracus, Captain H.M. Howling Mad Murdock, Lieutenant Templeton „Face“ Peck und Colonel John „Hannibal“ Smith, sondern Kapitän Christof Schukow, Calvin Taron, Bodo Budde, Thomas Atherton, Heiko Harland, Karsten Busche, Thorsten Hoppe, Pascal Wallenstein, Marc Sandermann und Danny Taron.

 

Klaus-Peter Specht ist Rintelns Ehrenamtler der Jahre 2022/23

Der Kanusport und der Rintelner Kanu-Club gehören zu seinem Leben wie seine Frau und die Familie. Seit 56 Jahren ist Klaus-Peter Specht mit seiner Veronika glücklich verheiratet. Sie war 10, er war 11, als sich die beiden kennenlernten. Es gibt einen Sohn und eine Tochter sowie zwei Enkeltöchter. Doch seit über 60 Jahren spielt auch das „Paddeln“ eine große Rolle im Leben von Klaus-Peter Specht.

Die erste sportliche Bekanntschaft machte Specht mit dem Kunstturnen. „Das war aber nur frustrierend für mich, denn da turnten solche Könner wie Horst Kunze und Rüdiger Altfeld. Die hatten richtig was drauf“, erinnert sich Specht zurück. So kam er über einen Schulfreund zum Kanusport. „Das hat echt viel Spaß gemacht“, berichtet Specht und so trat der kleine Klaus-Peter mit 14 Jahren in den Rintelner Kanu-Club ein.

Specht ist ein Mensch, der gerne mit anpackt und so übernahm er erste Aufgaben im Club. „Bis auf Frauenwart habe ich eigentlich alles gemacht“, scherzt Specht.  Zunächst als Bootshaus- und Gerätewart, der spaßeshalber auch mal als „Gerümpelwart“ bezeichnet wird. Nach seiner beruflichen Rückkehr vom Bund aus Goslar und Delmenhorst kümmerte sich Specht mit großer Hingabe als Jugendwart um den Nachwuchs. Diese Aufgabe passte, denn Specht war in Minden als Jugendpfleger beschäftigt. Parallel dazu übernahm Specht noch den Posten des Sport- und Wanderwarts. Zuletzt schwang der Vereinsmensch Peter Specht bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 2012 17 Jahre lang das Zepter als 1. Vorsitzender.

Specht hat in seiner langjährigen Wirkungszeit ganz viele Kanu-Fahrten organisiert. „Wir waren viel in Deutschland unterwegs, aber auch europaweit wie in Schweden, Belgien und Polen. Da kommen weit über 100 Fahrten zusammen“, weiß Specht. Zudem ist er einer der Väter der legendären Rintelner Eisfahrt. Immer Anfang Dezember trifft sich die große Kanu-Familie, um von Hameln nach Rinteln zu paddeln. Aber auch Ruderer sind dann mit dabei. „400 Teilnehmer sind keine Seltenheit. Wir haben sogar schon mal die 1000er-Marke geknackt“, erzählt Specht voller Stolz. Am 7. Dezember 2024 steigt die 51. Eisfahrt. Aber auch das Kanu-Polo fand unter der Regie von Specht den Einzug in den Verein.

Die Faszination am Kanu-Sport liegt für Specht darin, viele interessante Leute, auch aus anderen Ländern mit dem gleichen Hobby kennenzulernen. „Andere Länder, andere Sitten, das ist schon sehr interessant“, weiß Specht. Auf die Frage, was der große Unterschied zum Rudern ist, hat Specht eine schlagfertige Antwort: „Wir Kanuten sehen, wohin wir fahren!“

Ein Boot hat Specht nach seinem Rückzug aus der 1. Reihe nicht mehr. „Das habe ich mit warmen Händen an meinen Sohn weitervererbt“, sagt Specht. Der Ehrenvorsitzende steht dem Club aber nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite. So findet der aktuelle Erste Vorsitzende Thorsten Schnauder auch nur lobende Worte für seinen Vorgänger. „Klaus-Peter hat den Kanu-Club geprägt. Er ist eine Leitfigur, einer der Väter der Rintelner Eisfahrt und des Kanupolo. Durch sein grenzenloses Engagement ist er eine richtige Hausnummer für unseren Club“, schwärmt Schnauder von der großen Tatkraft Spechts und deshalb habe Klaus-Peter die Auszeichnung als Rintelns Ehrenamtler des Jahres mehr als verdient.  

Text und Fotos:
Sebastian Blaumann, rinteln-sport.de