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Stoppt Gewalt gegen Mädchen und Frauen

25.11.2025

Rinteln zeigt auch in diesem Jahr Flagge

Um auf Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen und unsere Solidarität mit den Betroffenen zu zeigen, setzen wir ein sichtbares Zeichen und fordern: Stoppt Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
Am Dienstag, den 25. November um 10 Uhr haben Bürgermeisterin Andrea Lange, die Leiterin des Polizei-Kommissariats Rinteln Melanie Meinke und die Gleichstellungsbeauftragte Claudia Zehrer am Rathaus die offizielle Fahne von Terre des Femmes gehisst.

Geschlechtsspezifische Gewalt geht uns alle an 
Jede dritte Frau in Deutschland erlebt im Laufe ihres Lebens Gewalt – jede und jeder kennt statistisch gesehen eine Betroffene. Aber noch immer bleibt Gewalt gegen Frauen viel zu oft unsichtbar, wird verharmlost, ignoriert oder stillschweigend toleriert. Der Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt muss weitergehen und verdient kontinuierliche Aufmerksamkeit. 
Andrea Lange stellt heraus: „Gewalt gegen Frauen und Mädchen ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte, die in allen Bereichen der Gesellschaft vorkommt. Es liegt in unserer Verantwortung, uns gemeinsam dafür einzusetzen, dass jede Frau und jedes Mädchen in Sicherheit und frei von Angst und Gewalt leben kann. Betroffene benötigen unsere Solidarität und unser politisches Engagement. Gewalt gegen Mädchen und Frauen ist konsequent zu bekämpfen.“ Gewalt gegen Frauen und Mädchen findet in allen sozialen, ethnischen, Bildungs- und Altersschichten statt und ist kein ausschließliches Problem sozialer Brennpunkte. Jede und jeder hat es in der Hand, etwas zu verändern. „Daher unser Appell: Stoppt Gewalt, zeigt Haltung, seid aufmerksam und seht nicht weg“ fordert Claudia Zehrer.

Der 25. November ist der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen. An diesem Tag machen wir besonders auf die vielen und oft verschleierten Formen von Gewalt an Frauen und Mädchen öffentlich aufmerksam, um zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form aufmerksam zu machen, die in der Istanbul-Konvention definiert sind. 
Deutschland hat sich mit der Ratifizierung der Istanbul-Konvention zu einer umfänglichen Unterstützung und einem wirksamen Schutz bei geschlechtsspezifischer Gewalt verpflichtet. Im ersten Periodischen Bericht der Berichterstattungsstelle geschlechtsspezifische Gewalt des Deutschen Instituts für Menschenrechte wird dargestellt, wie Deutschland die Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention umsetzt und in welchen Bereichen weiterhin großer Handlungsbedarf besteht. Das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt in Deutschland wird basierend auf Daten und Statistiken der Bundes- und Landesministerien, zivilgesellschaftlicher Organisationen und anderer Institutionen sowie einem juristischen Monitoring dargestellt. Auf dieser Grundlage wurden auch Empfehlungen zu Schwerpunktthemen wie Prävention, Schutz und Beratung, Umgangs- und Sorgerecht, Femizide, Gewaltschutz, Asyl und Migration sowie digitale Gewalt formuliert. Es gibt noch viel zu tun.

Gewalthilfegesetz seit Februar 2025 in Kraft
Das Inkrafttreten des Gewalthilfegesetz stellt bundesgesetzlich sicher, dass gewaltbetroffene Frauen einen kostenfreien Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung haben. Es konkretisiert staatliche Schutzpflichten aus dem Grundgesetz und Verpflichtungen aus der Istanbul-Konvention.
Das Gesetzt stellt eine eigenständige fachgesetzliche Grundlage für ein verlässliches und bedarfsgerechtes Hilfesystem bei häuslicher und geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen dar mit Bereitstellung von ausreichenden, bedarfsgerechten und kostenfreien Schutz-, Beratungs- sowie Unterstützungsangeboten für gewaltbetroffene Frauen und ihre Kinder.  

Häusliche Gewalt erreicht 2024 einen neuen Höchststand - so viele Betroffene wie noch nie seit Beginn der bundesweiten Erhebung 
Die aktuelle Polizeiliche Kriminalstatistik zeigt einen weiteren Anstieg der Gewalt gegen Mädchen und Frauen um 3,8 Prozent. Im Jahr 2024 wurden 265.942 Menschen als Betroffene häuslicher Gewalt registriert (256.276 im Vorjahr), von denen 70,4 Prozent Frauen waren – was einen erneuten Höchststand darstellt. Im Fünfjahresjahresvergleich ist ein Anstieg von fast 14 Prozent zu verzeichnen. Das bedeutet, dass in Deutschland durchschnittlich alle zwei Minuten ein Mensch Gewalt im sozialen Nahraum erlebt. Besonders häufig ging die Gewalt von Partnern oder Ex-Partnern aus. Im Bereich der Partnerschaftsgewalt wurden etwa 171.069 Fälle registriert, was einem Plus von etwa 1,9 Prozent entspricht. Fast 80 Prozent der Betroffenen in diesem Bereich sind weiblich. Die Täter sind in drei von vier Fällen Männer. 308 Frauen und Mädchen wurden 2024 von ihrem (Ex-)Partner getötet. Die Zahl der versuchten und vollendeten Tötungsdelikte lag 2024 bei 859, davon endeten 328 tödlich. Es zeigt sich aber auch, dass zunehmend auch Männer und Jungen von innerfamiliärer und Partnerschaftsgewalt betroffen sind. Im Jahr 2024 waren 78.814 Betroffene männlich. Unter den Tatverdächtigen dagegen sind Männer weiterhin deutlich überrepräsentiert (77,7 %).
Auch die Zahl der Sexualstraftaten gegen Frauen und Mädchen ist um 6,2 % gestiegen (52.330). Im digitalen Raum waren 62,3 % der Opfer von Cyberstalking und anderen Delikten weiblich, was 17.193 Betroffene im Jahr 2024 ausmacht. Ein starker Anstieg wurde bei frauenfeindlichen Straftaten im Zusammenhang mit politisch motivierter Kriminalität verzeichnet (73,3 % Anstieg auf 558 Fälle im Jahr 2024. Im Bereich Menschenhandel zum Zwecke der sexualisierten Ausbeutung von Frauen und Mädchen wurden 6,9 % mehr Fälle registriert.

Im gesamten Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Nienburg/Schaumburg wurden im Jahr 2024 1.053 Fälle häuslicher Gewalt polizeilich bekannt. Zum Vergleich: 2023 waren es 1.003 Fälle. 
Für das Polizeikommissariat Rinteln wurden im Jahr 2024 192 Fälle gezählt, im Jahr 2023 waren es noch 147 Fälle. Die Tendenz ist also auch hier weiter steigend.

Dringender Handlungsbedarf
Die Zahlen steigen weiter. Ob Hass im Netz, Sexualdelikte oder häusliche Gewalt: Straftaten gegen Frauen und Mädchen und ebenso gegen Männer und Jungen nehmen in allen Bereichen zu. Von einer erheblichen Dunkelziffer ist darüber hinaus auszugehen. Häusliche und Partnerschaftsgewalt sind keine individuellen Schicksalsschläge. Sie offenbaren ein zentrales gesamtgesellschaftliches Problem und eine einhergehende Menschenrechtsverletzung. Leider ist für viele Frauen und Kinder das eigene Zuhause kein Ort der Geborgenheit und der Sicherheit. Viel zu viele erleben dort Demütigungen und manchmal auch lebensbedrohliche Situationen. Melanie Meinke weist darauf hin, dass "die Statistiken und der Ausblick auf das laufende Jahr das Erfordernis zeigen, unsere Bemühungen fortzusetzen und dass das Thema Gewalt noch mehr in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt werden muss. Gleichzeitig muss Betroffenen Mut gemacht werden, sich zu öffnen und sich anzuvertrauen, wenn sie Opfer von Missbrauch oder Gewalt geworden sind.“

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Rinteln, Claudia Zehrer, bietet bei Gesprächsbedarf Sprechzeiten in ihrem Büro in der Ostertorstraße 2 an. Zu erreichen ist sie unter 05751-403 947 oder per E-Mail: gleichstellung@rinteln.de

Hier finden Sie eine Übersicht zu Anlaufstellen und Informationsmöglichkeiten in Rinteln und im Landkreis Schaumburg und darüber hinaus.